Sonntag, 19. Juni 2011

Weltuntergang und 30 potenzielle Mütter

Um überhaupt einmal eine echte Studentin zu werden braucht man vor allem zwei Dinge.
Einen Studienplatz und eine WG.
Auf zu erst genanntes muss ich wohl oder übel noch zwei Monate warten.
Was mich nicht davon abhält das zweite schon einmal zu suchen und mich munter in sämtlichen Stadtteilen und Wohngemeinschaften chamant vorzustellen.
Auf dem Weg zu eben dieser Unternehmung setze ich mich in den Zug und prompt fing es an zu regnen. Aber was war nicht nur Regen was da vom Himmel kam. Von blauem, sommerlichem Himmel mit strahlendem Sonnenschein und ein paar Schäfchenwolken wechselte das Wetter mit meinem Eintritt in den Zug zu Weltuntergang. Es war dunkel. Es war nass. Niemand wollte mehr auf dem Bahnsteig stehen, die letzte Zigarette rauchen oder noch kurz telefonieren.
Keine Pärchen die sich verabschieden. Einfach Null Bahnhofsflair, welches ich so sehr liebe.
Die Telefongespräche einer jungen Dame wurde zu meinem Leidwesen in das Innere des Zuges verlegt, in welchem sowieso schon die passende Stimmung zum Wetter herschte. Alle blickten missmutig auf ihre Zeitschriften und Bücher oder aus dem Fenster. Doch dorthin blickte niemand allzu lange, vermutlich in der Hoffnung, dass beim nächsten Mal wieder der blaue Himmel zurück gekehrt sein würde.
Zurück zu dem ohrenbetäubenden Telefongespräch über den "verschissenen Zug" der einfach nicht direkt nach Köln fährt. Sonder über "das verfickte Kuhkaff Hamm, alter. Als ob isch da jemals schon mal gewesen wäre ey. Weiße was soll isch denn da? 40 Minuten muss isch auf nächsten Zug warten und dann eh, dauert bestimmt 30 Stunden bis isch endlisch bei dir bin Schatzüüüüü.". Nicht dass ich mich gerne über die eher unsoziale Art anderer Menschen echauffiere, sich auszudrücken. Aber die arme ältere Dame im Vierer neben mir war schon eher angewidert als erfreut. Zusätzlich diese unangenehme Stimmung.
Es ist ja nicht so, dass es eine wirkliche Weltuntergangsstimmung wäre. Die meisten die Samstagsabends mit dem Zug fahren tun dies ja aus Freude. Entweder um jemand zu besuchen oder auf eine gute Party zu gehen oder um endlich nach Hause zu den Liebsten zu kommen. Selten fahren Samstags Pendler durch die Gegend die sowieso schon entsetzlich genervt von Zügen und Bahnhöfen sind und bei denen das schlechte Wetter alles nur noch schlimmer macht.
Diese Stimmung ist einfach schlecht zu beschreiben, jedenfalls lächeln weniger Menschen im Zug. Es ist auch nicht die gleiche Atmosphäre wie, wenn man gemütlich im Bett liegt ein gutes Buch liest und der Regen prasselt leise auf das Fenster. Das ist ja eine durchaus angenehme Art von Weltuntergang. Aber im Zug, da weiß man, irgendwann muss man auch wieder raus, vielleicht sogar zu Fuß durch Straßen wo man sich nicht schützen kann. Und dann ist man nass. Sehr nass. Und das macht keinen Spaß.
Doch ich hatte Glück, kaum musste ich kurz einen unbedachten Weg zu meinem Anschlusszug zurück legen war der Regen fort. Ich war ihm mit dem Zug vor der Nase weg gefahren. Dachte ich bis dahin jedenfalls.
Im nächsten Zug herrschte genau die entgegengesetzte Stimmung. Ich setze mich ohne groß nachzudenken, im Doppeldeckerzug nach Oben auf einen freien Zweier. Dem einzigen der noch nicht besetzt war von Frauen mit Haarreifen, Körbchen, gleichen T-shirts und jeder Menge Alkohol. Doch das fiel mir leider zu spät auf. Und so fand ich mich wieder inmitten von drei Jungesellinnenabschieden. Die einen kamen gerade nach Hause und hatten die ganze Nacht und den ganzen Tag gefeiert. Aber sie tranken immernoch und das nicht zu knapp. Die anderen beiden Grüppchen waren gerade auf dem Weg zum Ort der Tat und ich war mir nicht sicher ob ich dort lebend, geschweige denn nüchtern, raus kommen könnte.
Nicht dass ich es nicht verstehen könnte, dass Frauen dieses Ritual gerne ausleben. Ich habe nichts gegen betrunken sein und witzige Sachen tun, bevor man sich in den heiligen Bund der Ehe begibt. Aber gleich dreifach war das definitiv zu viel des Guten. Die einen gröhlten laut Schlager durch's ganze Abteil, die anderen schmissen mit Süßigkeiten nur so um sich und die dritten waren einfach nur müde und dazu noch betrunken. Das alles war keine gute Mischung, wenn man aufgeregt zu seiner ersten Wohnungsbesichtigung seines Lebens fährt. Ich war hin und her gerissen zwischen aufstehen und kurz mein Leid kund zu tun, immerhin hatte ich 30 potenzielle Mütter um mich herum, die in ihrem angeheiterten Zustand sicher einen guten Rat für mich parat gehabt hätten. Oder sitzen bleiben und mich vor Fremdscham irgendwie hinter meiner politisch korrekten Zeitschrift verkriechen.
Ich wählte die zweite Variante, denn ich war mir nicht sicher wieviel betrunkene Frauen ich auf einmal ertragen könnte, wenn ich ja selbst nüchtern und dazu noch unendlich nervös bin.
Glücklicherweise hat jeder Zug eine Station an der man ihn verlassen muss.
Die Rückfahrt war dann nicht halb so spektakulär wie die Hinfahrt. Es regnete nicht mehr, der Himmel war nur noch grau und gespickt mit ein paar blauen Flecken, also durchaus akzeptabel. Die Menschen waren vertieft in Zeitschriften, Bücher, Gespräche und das nicht weil das Wetter sie dazu zwang, sonder weil sie es wirklich wollten.
Also total unkattastrophal.

Mittwoch, 15. Juni 2011

schreiben um zu schreiben

Diesen Blog beginne ich, weil ich gerne schreibe und noch lieber besser werden möchte. Außerdem möchte ich gelesen werden und hören was die denken, die mich lesen.
Noch schöner wäre, wenn ich nicht alleine schreiben würde. Wenn denen, die mich lesen etwas gefällt, berührt, missfällt oder nachdenklich macht, dann möchte ich es gerne wissen.
Eine E-mail macht's möglich und wenn mir das dann gefällt, veröffentliche ich es auch. Damit hier viele Geschichten von verschiedenen Menschen zusammen kommen. Feedback ist also nicht das einzige was ich mir erhoffe, sondern auch von anderen zu erfahren was ihnen so passiert und das als Anregung und Berreicherung annehmen.
Ich will schreiben über meinen neuen Alltag, in meinem neuen Leben als Studentin. In einer neuen Stadt, mit neuen Menschen, mit neuen Erfahrungen. Dinge über die jeder schreiben könnte der gerade erwachsen werden muss und irgendwie auch will. Und genau deswegen hoffe ich, dass vieles zusammen kommt was ich sammeln kann. Kleine und große Kattatrophen des Alltags, von denen ich hier, vor allem mit Anspruch, berichten will.